Corona und die Folgen für die Beschäftigten

Bericht von der Online-Veranstaltung mit Prof. Dr. Thorsten Schulten (WSI) und Bernd Riexinger (DIE LINKE) vom 19.4.2020

In Zeiten der Corona-Pandemie ist es nicht möglich, sich zu größeren Veranstaltungen in Räumen zu verabreden. Deshalb hatte die LINKE-Europaabgeordnete Özlem Alev Demirel  am 19. April Bernd Riexinger (Vorsitzender, DIE LINKE) und Prof. Dr. Schulten (WSI der Hans Böckler Stiftung) zu einer öffentlichen Online Veranstaltung zum Thema „Corona und die Folgen für die Beschäftigten“ eingeladen. Viele waren der Einladung gefolgt und setzten sich über 90 Minuten mit dem Thema auseinander.

Prof. Dr. Schulten machte klar, dass alle Beschäftigtengruppen auf die eine oder andere Weise von der Corona-Krise betroffen sind. Wie Schulten verdeutlichte, sind es gerade die sogenannten „essential workers“ in den Krankenhäusern und in anderen Bereichen der gesellschaftlichen Versorgung, die nun vielfach mehr arbeiten müssen. Andere Beschäftigtengruppen aus dem Dienstleistungsbereich sind momentan häufig im Home-Office und haben wiederum mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Mit Sorge betrachtete Schulten auch den Bereich der Solo-Selbstständigen, die formal keine Beschäftigten sind und deshalb wesentlich geringer geschützt sind. Am schlimmsten betroffen sind die prekär Beschäftigten, so Schulten. Insbesondere die Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter, aber auch Beschäftigte mit befristeten Verträgen, seien vielfach die ersten sind, die nun entlassen werden. Die Dimension der Krise machte Schulten anhand von Zahlen in der Kurzarbeit klar. In der vergangenen Krise waren in etwa 1,4 Millionen Beschäftigte von Kurzarbeit betroffen. In der aktuellen Krise wird mit mindestens 5 Millionen Beschäftigte gerechnet, die von Kurzarbeit betroffen sind. Schulten wies nach, dass die derzeitigen Kurzarbeiterregelung in Deutschland im europäischen Vergleich alles andere als vorteilhaft für die Beschäftigten ist. Das WSI hatte dazu bereits eine Studie vorgelegt, die hier nachgelesen werden kann (https://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_pb_38_2020.pdf).

Bernd Riexinger bekräftigte die Kritik an den sogenannten „Rettungsmaßnahmen“ der Bundesregierung und kritisierte darin vor allem die fehlenden Maßnahmen gegen die schlechte Bezahlung in den systemrelevanten Berufen. Scharfe Kritik übte Riexinger auch an den Eigentümern der großen Supermarkt-Ketten, die sich zwar in großen PR-Kampagnen und Einkaufsgutscheinen bei ihren Beschäftigten bedanken, aber nicht bereit sind, die Arbeitsbedingungen in ihrer Branche spürbar zu verbessern und ihren Widerstand gegen Tarifverträge aufzugeben. In der anschließenden Diskussion meldeten sich viele Teilnehmer*innen zu Wort, darunter auch Krankenhäusern- Beschäftigte und es entstand eine lebendige Debatte über mögliche Lösungsansätze.